Gedanken zum Weltgeschehen

Aufregend und spannend erscheint es, was auf der Welt – nicht zuletzt in der Politik – gerade alles geschieht.
Ohne Zweifel löst das weltpolitische Geschehen viele Gedanken und Gefühle aus, und viele Menschen fühlen sich angesichts der unzähligen Berichte und Meldungen verunsichert und ängstlich.

Wir haben so viele Theorien, an denen wir uns orientieren

Während die einen unzufrieden, verärgert oder gar mit Wut im Bauch die Berichte entgegennehmen, freuen sich die anderen über die Versprechen und Vorhaben jener, die Besserung zusagen. Sie freuen sich, weil sie erwarten, dass die Politiker und Parteien nun eine Kehrtwende bringen und das bisher angerichtete Schlamassel beseitigen können. Vielleicht können sie das in gewissen Aspekten. Aber was ist mit all den Repressalien, den unfairen bis skrupellosen und diktatorischen Aktionen, die dieselben Politiker vollziehen? Wird das nicht gesehen? Wahrscheinlich nicht, oder es wird verneint. Und wenn es gesehen wird, dann wird es in Kauf genommen, quasi als Kollateralschaden.

Wieder andere sehen im Ganzen eine Elite der Reichsten, welche im Hintergrund die Macht in den Händen hat und die Politiker wie Marionetten nach einem bestimmten Plan tanzen lässt. Dieser Theorie zufolge ist alles, was wir sehen, nur Ablenkung, während es im Grunde um die Umsetzung der Beherrschung der Menschheit geht, die dumm und gehorsam gehalten werden soll. Und wozu? Angeblich, um im absoluten Besitz von Geld und Macht zu sein und zu bleiben.

Und dann gibt es noch jene, die sich überhaupt nicht dafür interessieren, was auf der Weltenbühne gespielt wird. Für sie ist das alles tatsächlich nur das immergleiche Spiel, das sich in stets neuen Szenen wiederholt. Irgendwann wird es langweilig. Es ist das „Kinderspiel“: Ein Kind baut aus Legosteinen einen Turm, ein anderes Kind zerstört diesen, dann wird der Turm wieder aufgebaut und anschließend wieder zerstört, und so weiter. Und jedes Mal, in jeder Zeitepoche, wirkt das, was geschieht, einmalig, spektakulär. Jedes Mal gibt es das Machtspiel zwischen den angeblichen Tätern und Opfern. Und jedes Mal erhoffen sich die Opfer Hilfe und Besserung durch einen Messias oder heutzutage durch entsprechende Politiker, Politikerinnen und Parteien.

Schließlich gibt es jene Menschen, die alles, was auf der Erde geschieht, als Herausforderung betrachten, um bewusster zu werden. Für sie ist die äußere Welt ein Spiegel der inneren. Sie wollen außen nichts verändern, sondern glauben, dass es darum geht, individuell zu Bewusstheit und Weisheit zu gelangen.

Und dann gibt es noch jene Menschen, die den Kopf in den Sand stecken, die sich in Scheinwelten verkriechen und den Bezug zur Welt, in der sie leben, sowie auch ihr Mitgefühl praktisch verloren haben. Sie betäuben sich womöglich mit irgendeiner Sucht und kümmern sich nicht um das, was um sie herum geschieht.

Natürlich gibt es auch Mischformen dieser Kategorien, und im Laufe der Zeit kann sich der Standpunkt ja auch wechseln.
Was ich interessant finde: Jede dieser Denk- und Betrachtungsweisen hat ihre Berechtigung, keine ist eindeutig falsch oder eindeutig richtig.

Wir wollen glauben schenken – doch wie und wem?

Der springende Punkt für mich: Wir wissen doch alle nicht so ganz genau, was wirklich geschieht oder geschehen ist, wer welche Absicht hegt, wer tatsächlich was gesagt oder getan hat. Wir bilden uns Meinungen aus dem, was wir hören, doch sind wir wohl kaum tatsächlich Zeuge vor Ort. Selbst dann ist das, was wir wahrnehmen, unserer Interpretation ausgeliefert. Aber wir sind so schnell bereit, uns beeinflussen zu lassen und zu glauben, was andere uns erzählen. Nun gut, Vertrauen ist ja eigentlich eine notwendige Qualität, um uns sicher und geborgen zu fühlen. Aber, wem glauben wir?

Ich habe beobachtet, dass der Einfluss von Menschen, die uns nahestehen, viel bedeutender ist als das, was wir aus anonymen Quellen erfahren. Während wir beim Lesen oder Hören von Berichten aus anonymen Quellen Skepsis walten lassen, sind wir eher geneigt, diese fallen zu lassen, wenn uns unsere Freunde überzeugen können. Und warum glauben wir ihnen eher als unserer Skepsis? Vielleicht, weil sie bessere Argumente haben, weil sie besser informiert zu sein scheinen. Aber woher haben sie ihre Informationen?

Interessant ist auch, dass allzu gern das Wort „Verschwörungstheorie“ benutzt wird. Und das, lustigerweise, auf beiden Seiten. Sobald das, woran wir glauben, mit Gegenargumenten in Frage gestellt oder sogar als unwahr deklariert wird, sehen wir uns in der Verteidigungsposition und wollen nur das glauben, was uns gefällt. Wir meinen, glaubhafter zu sein, wenn wir die Gegenargumente ins Lächerliche oder Fantastische ziehen.

Nein, es gibt keine klaren Antworten.  Was wir hier erleben, ist ein Kuddelmuddel aus Dichtung und Wahrheit. Alles, was wir von der Weltpolitik berichtet bekommen, ist widersprüchlich, und jede Seite könnte wahr sein.

Wie gehe ich mit diesen Widersprüchen um?

Eigentlich gibt es eine zentrale Frage, die lautet: Was dient den Menschen, dem Volk, wirklich?

Wenn wir diese Frage im Fokus behalten, wird schnell einmal klar, dass Politiker und Politikerinnen, die ihre Macht und Gier ausleben, nicht dem Volk dienen. Ihr Interesse liegt darin, ihrer Person, ihrem Ego Ruhm und Ansehen zu verleihen. Und Reichtum natürlich.

Dem Volk zu dienen, bedingt jedoch Weisheit. Weisheit erlangt, wer sich weder von Gefühlen noch von Gier- und Machtgelüsten leiten lässt, sondern in Kontakt ist mit dem eigenen Herzen, mit Mitgefühl, Wohlwollen und Liebe.

Wie wäre die Welt mit weisen Politikern?

Weise Politiker würden vermutlich das Migrationsproblem lösen, indem sie in Länder, die in Not sind, langfristige Hilfe zur Selbsthilfe investierten. Nicht zwingend nach westlichem Gutdünken, sondern so, wie es für die entsprechenden Völker machbar und brauchbar ist. Es wäre eine Investition in die Selbstständigkeit. Wer sich im eigenen Land wohlfühlt, muss nicht auswandern.

Weise Politiker würden den Klimawandel nicht als Katastrophe bekämpfen, sondern in Forschung und Technologie investieren, wie wir uns anpassen könnten.

Weise Politiker würden dafür sorgen, dass die Erde Wertschätzung erfährt. Das heißt, dass ein gesunder Ausgleich zwischen Nehmen und Geben bestünde, dass kein Raubbau und Missbrauch erlaubt wäre und dass Verschmutzung massiv eingedämmt würde.

Weise Politiker würden sich darum kümmern, dass das Leben der Tiere und Pflanzen geachtet und für ihr Wohlergehen gesorgt würde.

Weise Politiker würden Gesetze und Regeln erlassen, nach welchen alle Menschen genug Geld zum Leben hätten, wohl gemessen an ihrer Arbeitszeit, aber nicht an ihrem Bildungsstatus oder Geschlecht.

Weise Politiker würden stets das Gesamte im Blick haben und sich nicht in Details verlieren.

Weise Politiker. Tja, wenn es sie denn gäbe! Weise Menschen werden eben nicht Politiker…

Entwicklungen sollten langfristig helfen, statt das Problem nur zu verlagern

Was wir hier und heute und seit jeher hatten, sind Politiker und Politikerinnen mit einem Drang nach Macht. Diese Menschen wird es immer geben.

Sie beschränken ihre kurzsichtige Sicht auf momentane Probleme und bieten dementsprechend kurzfristige Lösungen an. Doch diese Lösungen verlagern nur die Probleme, deren Ursache jedoch nicht.

Was hilft es denn, wenn man Migranten im Sinne einer „Landessäuberung“ ausschließt oder abschiebt, ob mit einer physischen Mauer oder entsprechenden Gesetzen? Was nützt es, wenn man diese Menschen in ihr unglückliches Dasein zurückschickt? Sie werden früher oder später nach Revanche trachten, und das Ganze beginnt wieder von vorn. Denn die Ursache der Unterdrückung und Chancengleichheit bleibt bestehen.

Was nützt es, dem Klimawandel den Kampf anzusagen, in dem kurzsichtig an Details herumgeschraubt wird? Man versucht, das eine Übel zu vermeiden, und bewirkt ein neues…

Was nützt es, in die Industrie zu investieren, während die Rohstoffe ausgelaugt werden?

Was nützt es, der Erdverschmutzung durch die Menschen entgegenzuwirken, wenn dauernd neue Produkte hergestellt werden, die Abfall produzieren?

Was nützt es, in KI zu investieren, wenn gleichzeitig die Menschen aufhören, selbst zu denken?

Was nützt es, Wohlstand zu versprechen, wenn damit nur ein Teil der Bevölkerung gemeint ist?

Was nützt es, das Einkommen von Nationen mit Waffenproduktion zu steigern, wenn dieses gleich wieder in Kriege investiert wird?

Was nützt es? Oder wem nützt es?

So, wie es den Anschein hat, nützt es tatsächlich nur einer Minderheit von Machthabern, wenn überhaupt.

Nach diesen Betrachtungen taucht wohl zwangsläufig die Frage auf:

Was bleibt noch, was können wir tun?

Vielleicht geht es ja gar nicht darum, etwas zu tun.

Vielleicht reicht es, wenn wir beginnen, diese Zusammenhänge zu erkennen und das politische Geschehen zu hinterfragen.

Vielleicht reicht es, wenn wir merken, dass es keine Hilfe, keine politische Partei, keinen Politiker und keine Politikerin gibt, die das Steuer herumreißen können, um uns in sichere und ruhige Gewässer zu führen.

Vielleicht reicht es, wenn wir merken, dass wir die Möglichkeit haben, uns selbst dahin zu führen.

Das ist möglich, wenn wir beginnen, uns für mehr zu interessieren als dafür, wie wir nach außen und auf andere wirken. Wenn wir uns Zeit nehmen, uns um uns selbst zu kümmern, zu spüren, wie wir uns fühlen, was wir brauchen, was uns Freude bereitet. Wenn wir lernen, das zu vermeiden, was uns schadet. Wenn wir selbst herausfinden, welche Nahrung uns guttut, und nicht die, die von der Lebensmittelindustrie beworben wird. Wenn wir selbst herausfinden, welche Beschäftigung uns guttut, und nicht die, die gerade im Trend liegt oder am meisten Geld einbringt. Wenn wir merken, was wir tatsächlich brauchen, und nicht Dinge anhäufen, nur weil sie uns als Notwendigkeit vorgegaukelt werden. Wenn wir merken, dass wir verantwortlich sind für unseren persönlichen Umgang mit der Natur. Wenn wir uns selbst in den anderen Lebewesen erkennen und diese wertschätzen.  

Vielleicht merken wir allmählich, dass es in uns selbst tatsächlich Weisheit gibt. Weisheit, die aus unserem inneren Wesen, aus unserem Herzen stammt. Und, wie merke ich das?

Ganz einfach: Weisheit ist immer in Begleitung von Offenheit, Freude, Klarheit. Je mehr wir lernen, uns auf unsere innewohnende Weisheit einzulassen, desto weniger schenken wir denjenigen Glauben, die uns Besserung vorgaukeln. Wir alle haben es in der Hand, dafür zu sorgen, dass wir uns gut und zufrieden fühlen. Es geht nur darum, auf die innere Weisheit zu hören.  Je mehr Menschen mit ihr verbunden sind, desto weniger Chancen haben machthungrige Politiker und Politikerinnen, Diktatoren und Parteien, die Menschen zu manipulieren.

Aber was passiert, wenn es noch genug Leute gibt, die sich von ihnen führen lassen?

Dann geht für diese Leute das Spiel einfach weiter wie bisher. Sie sehen sich als Opfer von Geldgier, Macht, Unterdrückung, Krieg, Revolte, Wiederaufbau und Zerstörung. Das funktioniert so lange, wie es Menschen gibt, die sich manipulieren lassen, weil sie sich selbst nicht kennen. Sie hoffen immer, dass Hilfe von außen eintritt. Früher haben Götter und Gott diese Funktionen gehabt, heute sind es Parteien, Politiker und Politikerinnen. Sie sollen es richten… Dass dabei, wie auch in der heutigen Welt, immer mehr diktatorisches Verhalten zum Zuge kommt, wird hingenommen, ja, sogar begrüßt.

Kürzlich hörte ich die Aussage: „Vielleicht brauchen die Menschen ja eine Diktatur.“ Ja, es scheint fast so. Es gab schon immer Kaiser und Könige, Diktatoren und religiöse Oberhäupter, welche über das Volk herrschten. Heute sehen sie zum Teil etwas anders aus, aber es sind dieselben Strukturen.

Es funktioniert ja auch nicht, gegen diese Strukturen zu kämpfen. Was man bekämpft, wird stärker.

Aber wir haben die Möglichkeit, sie zu durchschauen. Hinter ihre Verkleidung, hinter ihre Aussagen und Versprechen zu blicken. Dann erkennen wir die Absicht. Wir haben die Möglichkeit, das Ganze zu sehen, indem wir uns lösen von der Sicht unseres Egos, das stets voller Wünsche ist. Um das Ganze zu sehen, braucht es Abstand. Wir können lernen, diesen Abstand zu erschaffen, uns nicht mehr zu identifizieren mit der Gesellschaft und unseren Urteilen. Wir können lernen, einfach zu beobachten. Je mehr wir uns angewöhnen, alles zu beobachten, ohne uns für das, was uns nicht gefällt, zu verschließen, gewinnen wir Distanz und gleichzeitig Nähe zu uns selbst. Wenn wir aufhören, alles interpretieren und damit kontrollieren zu wollen, schaffen wir die Grundlage für Frieden in uns selbst. In sich selbst zu ruhen, sich selbst und der eigenen Intuition zu vertrauen, ist wohl die einzige Möglichkeit, auch in noch so schwierigen Zeiten wohlbehalten das Leben zu genießen. Es braucht dann keine Retter. Denn das, was außen geschieht, ist, wie es ist. Und das, was in uns selbst geschieht, ist unsere Verantwortung. Das ist das Schöne daran, das ist Freiheit!


2 Antworten zu „Was wollen wir glauben?“

  1. Avatar von Mario
    Mario

    Liebe Navyo,
    jetzt bin ich endlich dazugekommen deinen Text in Ruhe zu lesen.
Deine Worte haben mich sehr berührt.
    Ich spüre, dass das tief aus deinem inneren kommt, ohne zu verurteilen, ohne es besser zu wissen.
Das tut gut. Was mir besonders gefallen hat, ist, dass du verschiedene Perspektiven nebeneinander stehen lässt du gibst allem Raum, ohne den Anspruch, es auflösen oder rechtfertigen zu müssen.
Das ist sehr kraftvoll.
    Die letzten Abschnitte haben mich besonders tief erreicht.
Da beginnt es zu strömen.
Da wird es weich und still in mir.
Weil ich spüre: Ja darum geht es.
Nicht ums Bekämpfen, nicht ums Verstehen, sondern ums Sehen, Hinterfragen und Heimkommen zu sich selbst.
    Du findest Worte für Gedanken, die viele fühlen aber nicht aussprechen können.
Danke für diese wertvolle Botschaft .
    In tiefer Verbundenheit 
Mario

    1. Avatar von admin

      Lieber Mario

      Vielen herzlichen Dank für deine liebevolle und von Herzen kommende Anerkennung!
      Ich freue mich sehr darüber, wie meine Gedanken bei dir angekommen sind und was sie bewirkt haben. Und vorallem, dass du es hier, für alle sichtbar, auf so berührende Art teilst. Dankeschön!

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