Es war im Herbst Anfang der 90er Jahre, als ich gerade einen Weiterbildungskurs in intuitiver Energiearbeit abgeschlossen hatte. Es hatte sich gezeigt, dass ich mit meiner ausgeprägten Intuition in der Lage war, mich in hilfesuchende Menschen „einzutunen“, was damals „Channeling von Herz zu Herz“ genannt wurde. Dabei erhielt ich ganz klare Bilder und Informationen darüber, weshalb die betreffende Person ihre Probleme hatte und wie diese zu lösen waren. Meistens ging es um das versteckte Potential und welche Schritte zu dessen Verwirklichung unternommen werden konnten. Die Erkenntnis über meine Fähigkeiten hatte ich, wusste aber nicht, wie ich diese nun bekannt machen sollte. Bis ich eines Tages einen Tipp erhielt über eine esoterische Messe, die an jenem Wochenende in Luzern am Laufen war. Ich hatte keine Ahnung, was eine esoterische Messe war, hörte aber, dass man dort seine Arbeit anbieten könne. Völlig spontan meldete ich mich an, bekam gerade noch den letzten Stand, obwohl ich das Geld für den Stand nicht zur Verfügung hatte. Ich könne am Schluss bezahlen, meinte der Veranstalter.
Neue Erfahrungen aus neuen Erlebnissen
Was für eine Erfahrung diese Messe war! Als ich dort ankam, war ich völlig überwältigt und auch verwirrt über all diese Stände mit spirituellen Kursen, Heilversprechen, Kristallen, Aromen und was es sonst noch alles gab. Alle Stände waren sehr schön dekoriert. Aber ich? Ich hatte nichts dabei: kein Plakat, keine Tischdecke, keine Flyer… Der darüber belustigte Veranstalter brachte mir dann einen großen Bogen weißes Papier, auf den ich handschriftlich mein Angebot kritzelte. Dann setzte ich mich hin, schloss meine Augen und stellte mir vor, dass einige Leute Interesse hätten an dem, was ich zu bieten hatte.
„Entschuldigung, hätten Sie gerade Zeit?“, riss mich eine Stimme aus meiner Versenkung.
Etwas überrumpelt und ziemlich nervös bat ich den Herrn, Platz zu nehmen und seine Augen zu schließen. Nach einer kurzen Berührung schloss auch ich meine Augen, fokussierte mich auf die innere Wahrnehmung… und schon tauchten Bilder auf, und es flossen Sätze durch mich hindurch über Dinge, die ich an sich gar nicht wissen konnte, denn ich kannte diese Person ja gar nicht. Als ich meine Augen wieder öffnete, saß ein tief berührter Mann vor mir und sagte mit Tränen in den Augen: „Es stimmt alles ganz genau, was Sie gesagt haben.“
Überraschende Erfahrungen
Auch ich war über dieses Erlebnis berührt. Denn ich hatte bisher noch nie in der Öffentlichkeit mit mir völlig fremden Menschen auf diese Weise gearbeitet.
Als dieser Herr den Platz verließ, hatte sich inzwischen vor meinem Stand eine Schlange gebildet von Menschen, die alle eine Sitzung von mir haben wollten. Ich war den ganzen Tag über ausgebucht und hatte kaum Zeit für eine Pause.
Aber ich war so glücklich! Nie hätte ich gedacht, dass es möglich wäre, so viele unterschiedliche Menschen in ihrem inneren Wesen wahrzunehmen. Ihre Vergangenheit, Erlebnisse und Erfahrungen, ihre Beziehungen zu ihren Eltern, Partnern, Familie, ihre Gefühlslagen, welche zu Blockaden geführt hatten – all das war völlig präsent, und genauso auch die Hinweise, wie Heilung entstehen konnte. Ich war völlig verblüfft darüber, dass alle bestätigten, das Gehörte würde der Wahrheit entsprechen. Und was mich am meisten erstaunte: Bei allen sah ich etwas Helles, Wunderbares, ganz unabhängig von der äußeren Gestalt oder den Problemen.
Am Ende der Messe hatte ich durch die Sitzungen genug Geld beisammen, um die Standkosten zu bezahlen sowie die noch offene Rechnung bei der Kursleiterin, die mir geholfen hatte, meine Ängste vor meiner klarsichtigen Intuition zu nehmen und ihr zu vertrauen.
Ich fühlte mich so reich beschenkt und war um eine Erfahrung reicher.
Das war also meine erste Messe: völlig unvorbereitet, unprofessionell, aber einfach getragen von der Vorstellung, auf diese Weise meine Arbeit bekannt zu machen. Und es war ein solcher Erfolg! Die meisten Menschen, die ich da kennenlernte, besuchten später meinen ersten Kurs zum Thema „Heilen des inneren Kindes“.
Der Stein kam ins Rollen
Von da an reiste ich an viele Messen, inzwischen jedoch mit aufwändigeren Ständen! Mit viel Mühe und Arbeit zimmerte mir mein Mann einen transportablen Holzrahmen, den ich mit Tüchern und einem selbst gemalten Plakat dekorierte. Natürlich hatte ich inzwischen auch selbstgefertigte Flyer, Kursprospekte, Tapes, um das Gesagte aufzunehmen, Tischdekoration und Blumen – ein Riesenaufwand! Und natürlich kostete die Standmiete eine Menge Geld, zudem brauchte es Hotelunterkünfte und Verpflegung.
Jede Messe war also auch ein finanzielles Risiko!
Doch bis Ende der 1990er Jahre waren sie praktisch die einzige Werbung für meine Kurse und Beratungen! Fast alle Menschen, die am Stand eine sogenannte Schnuppersitzung von mir bekamen, waren über die Erkenntnisse begeistert und meldeten sich für den nächsten Kurs an oder sie entwickelten Interesse dafür bei meinen Vorträgen, die ich an den Messen hielt. Aber, obwohl ich bereits viel Erfahrung und Übung darin hatte, war ich jedes Mal schrecklich aufgeregt und wusste nicht, ob ich am Ende leer ausgehen würde.
Während vieler Jahre waren die Messebesuche zentraler und funktionierender Bestandteil meines Marketings, das auf persönlicher Begegnung beruhte und Vertrauen schuf.
Moderne Zeiten bringen neue Erfahrungen und Erkenntnisse
Aber dann entwickelte sich ab dem Jahr 2000 eine neue Ära auf diesen Messen. Wo in den 90ern noch sehr viele authentische und seriöse Anbieter den Menschen Mittel und Wege für spirituelles Bewusstsein vorschlugen, tauchten nun mehr und mehr Leute auf, die eine spirituelle oder gesundheitliche „Schnellbleiche“ anpriesen und unseriös und unehrlich wirkten. Die Auswahl von vielversprechenden und teuren Kursen und Behandlungen wuchs, wobei deutlich wurde, dass es den meisten Anbietern hauptsächlich um den finanziellen Profit und nicht um die Erfahrungen und Erlebnisse ging. Die Esoterik glitt mehr und mehr in die Schublade der Scharlatanerie ab, wurde belächelt bis bekämpft und verlor damit nicht nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern auch ihre eigentliche Bedeutung: nämlich geheimes Wissen, das früher von weisen Menschen an ausgewählte Schüler weitergegeben wurde.
Da ich meine Arbeit nicht in diesen esoterischen Topf schmeißen lassen wollte, zog ich mich von solchen Messen zurück, denn das, was ich vermittle, ist Spiritualität. Das bedeutet, grob gesagt, einfach eine tiefgehende Beschäftigung mit der Frage: Wer bin ich jenseits des Sichtbaren?
Mit dieser neuen Entwicklung veränderte sich auch das Interesse an meinen Kursen. Die Leute wollten nun etwas Schnelles, Spektakuläres anstatt der intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst, die ich anbot. Irgendwann um das Jahr 2010 kam meine bisherige Arbeit zum Stillstand. Es gab keine Beratungen, keine Behandlungen und keine Kurse mehr.
Dafür stand etwas Neues in meinem Leben an – meine Freude am Schreiben!
Innerhalb sehr kurzer Zeit entstanden mein erster Roman und mein psychologisch-spiritueller Ratgeber, und außerdem schrieb ich regelmäßig Beiträge für ein Magazin, die im letzten, kürzlich veröffentlichten Buch „Meine Ansichten zu Lebensfragen“ zusammengefasst sind.
Ich entdeckte die Freiheit des Schreibens!
Während ich mich früher stets darum kümmern musste, was meine Aussagen bei meinen Klienten bewirkten, kann ich jetzt einfach frisch und frei herausgeben, was ich in mir höre.
Warum ich das überhaupt herausgeben will?
Weil ich weiß, dass das, was ich schreibe, von Bedeutung ist.
Authentische Erkenntnisse, man kann sie auch Weisheit nennen, haben viele Menschen, und ihr Wahrheitsgehalt ist daran erkennbar, dass sie sich über viele Kulturen hinweg sehr ähnlich sind. Also ist es nicht neu, was ich zu sagen habe. Jedoch formuliert niemand das Erkannte so wie ich. Jeder hat seine eigene Ausdrucksweise, eigene Bilder und Beispiele. Und, weil diese Erkenntnisse eben in mir entstehen, „müssen“ sie raus in die Welt! Wozu erhalte ich sie sonst?
Aber wie soll das geschehen? Ja, heutzutage gibt es viel mehr Möglichkeiten übers Internet. Und weil es eben so unendlich viele Autoren gibt, wird es immer schwieriger, wahrgenommen zu werden. Natürlich habe auch ich eine Website, einen Blog, einen YouTube-Kanal, Instagram und Facebook. Und trotzdem verschwindet man als Autor meistens im Bücherdschungel, egal wie gut die Bücher sind.
Bücher schreiben ist das eine. Bücher herstellen ist teuer, und sie zu verkaufen, immer schwieriger.
Darum gehe ich jetzt wieder an eine Messe – eine Buchmesse!
Ein neuer Start – mit alten und neuen Erlebnissen und Erfahrungen
Dieses Mal jedoch mit neuen Erkenntnissen und bescheidener als bei meinen damaligen Messeauftritten. Keine selbstgemalten Plakate und Stellwände mehr, dafür hat man heutzutage ein modernes Roll-Up… Was ich für die Messe benötige, kreiert meine Tochter, welche das Marketing für mich übernommen hat.
Keine Vorträge und Kurswerbung mehr. Dafür eine Lesung aus meinem neuesten Buch!
Ja, auch diese Messe versetzt mich wieder ein wenig in Nervosität: Wird es gelingen, das Interesse der Messebesucher für meine Bücher zu wecken? Wird das, was ich zu sagen habe, aufgenommen? Werden Leute die Lesung besuchen? Was werden sie davon halten?
Jede Messe bietet Raum für Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse und ist ein Risiko! Ein finanzielles auf jeden Fall.
Aber vor allem das Risiko, gar nicht wahrgenommen oder abgelehnt zu werden. Bei jeder Messe zeige ich mich, zeige viel von meiner Lebenseinstellung. Ich zeige mich, live und in den Büchern, und nehme das Risiko in Kauf, beurteilt zu werden.
Aber was heute anders ist als damals: Ich bin nicht mehr vom Erfolg abhängig. Wenn er eintritt, freue ich mich darüber! Wenn er nicht eintritt, geht nichts kaputt.
Ich mache einfach weiter nach dem Motto: „Ich lebe, also schreibe ich.“
Ich würde mich riesig freuen, wenn an dieser 2. Bodensee Buchmesse am 30. August viele Leute den Weg zu meinem Stand finden, stehen bleiben, in meinen Büchern schmökern, Fragen stellen und – erfreulicherweise – auch ein Buch kaufen! Und noch mehr würde ich mich freuen, wenn die Leser von meinen Büchern berührt sind und das weitererzählen!


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